Donnerstag, 4. November 2010

8.7.10 Ansbach (Stadt, Residenz & Orangerie)

An einem sonnigen Julitag waren wir, eine Gruppe von Kunstgeschichtsstudierenden, auf der Fahrt nach Ansbach - im Rahmen einer Übung eines allseits bekannten Denkmalpflegers. Nach dem obligatorischen Stadtrundgang haben wir uns ausführlich die Residenz angesehen. Vom Bahnhof aus sind wir zunächst an der Pfarrkirche St. Ludwig vorbeigekommen (1 & 2). Sie wurde 1777/78 vom Münchner Architekten Leonhardt Schmidtner errichtet, der u. a. auch St. Jodok in Landshut regotisiert hat. Die frühklassizistische Kirche erhielt ihr Patrozinium nach König Ludwig I. bzw. nach dem Hl. Ludwig (vgl. die Münchner Ludwigskirche). Auf der Internetseite der Pfarrgemeinde findet sich ein erstaunlich umfangreicher, kunsthistorischer Rundgang mit zahlreichen Abbildungen.


(1) Rückansicht
(2) Saalraum mit großer, kassettierter Tonne

Auch wenn ich mich in die gegenwärtige Promenadologie bisher noch nicht so genau eingearbeitet habe, fand ich doch, als Freund und angehender Vertreter der (kunst-)historischen Promenadenforschung, die Ansbacher "Promenade" sehr interessant. Abgesehen davon, dass sie immer noch so heißt, ist sie überaus gut erhalten (vgl. die desaströsen Altstadtring-Autorennbahnen allenthalben). Die stadträumliche Situation, an den Stadteingängen/Toren und die Altstadt-Randbebauung am alten Ringgraben, lässt noch viel vom Zustand des 18. Jahrhunderts erahnen (3). Um ehrlich zu sein muss man allerdings sagen, dass die ästhetisch akzeptable Erhaltung solcher Stadträume in einer verhältnismäßig kleinen Stadt wie Ansbach leichter ist als andernorts.


(3) Eingangssituation zur Altstadt von der Promenade aus gesehen
(4) Vom Dach der Residenz-Hauptfassade auf die Bebauung der Promenade

Eine mehrstündige, sachkundig betreute Besichtigung der Prunk- und Gästeappartements und zahlreicher aufwändiger, barocker Raumensembles, hat uns die Residenz Ansbach als eines der herausragendsten, kunsthistorisch noch nicht eingehend genug gewürdigten Schlösser in Bayern, vor Augen gestellt (Dank an den Hausherren und die Betreuer der Exkursion:). Insbesondere die teilweise sehr vollständig und gut erhaltenen, originalen Wandbespannungen und Sessel-Hussen stellen eine bemerkenswerte Besonderheit dar.

Auf die online-Publikation von Innenraum-Photographien verzichte ich bei Schlössern prinzipiell! Bitte fahrt selbst hin und schaut Euch das persönlich an! Außerdem existiert ein aktueller Amtlicher Führer der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, der die gesamte Ausstattung detailliert verzeichnet. Leider hält sich das Interesse an diesen Höhepunkten spätbarocker Raumkunst bisher eher in Grenzen. Absolut sensationell ist die Fassadenarchitektur des Innenhofs (1716-30) vom Architekten Gabriel de Gabrieli, die mich als Architekturfreund fast am meisten beeindruckt hat (5). Für die anderen Bauphasen siehe auch Karl Friedrich Zocha (1719-30) und Leopold Retti (1731-49).


(5) Arkaden der Innenhoffassade
(6) Orangerie unweit der Residenz

Zu unserer Besichtigungstour durch die Ansbacher Residenz gehörte in diesem Fall toller Weise auch eine Dachstuhlbegehung. Da die Hauptfassade zur Promenade hin gerade wegen Restaurierungsarbeiten am Dach eingerüstet war, konnte man einen Blick auf selbiges, die Balustradenfiguren und über die Stadt werfen (4). Von dort aus ist auch die östlich der Promenade gelegene Orangerie mit ihrem prächtig bepflanzten Schlossgarten zu sehen (6).


(7) Wappenkartusche am Außenbau von St. Gumbertus
(8) Innenraum von St. Gumbert vom Altarraum zur Orgelempore gesehen

Wie in jeder Stadt habe ich mir auch die großen Stadtkirchen angesehen: Die beiden Hauptkirchen St. Gumbertus (7 u. 8) und St. Johannis (9 u. 10). Da nicht alle Kapellen, Anräume und Krypten zugänglich waren, existieren schon mehrere Gründe bald wieder nach Ansbach zu fahren. Das kann ich nur jedem empfehlen! Vielleicht könnten wir das auch im Rahmen von Forma einmal machen. Ein Zwangsaufenthalt in der Umsteigebahnhofsstadt Treuchtlingen rundete den Exkursionstag ab.


(9) Blick auf St. Johannis mit Apsis und Chorwinkeltürmen
(10) Altarraum mit teilweiser Verglasung der Jahrhundertwendezeit

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